Google gibt sich nicht mit den zahlreichen Daten über das Nutzerverhalten in den Apps zufrieden. Selbst Telefon- und SMS-Protokolle werden übertragen.
Wir wussten es ja schon immer. Mit einem Smartphone hat man seinen ganz persönlichen Spion in der Hosentasche.
Er verrät, wo man derzeit ist, wo man war und wie man von A nach B gekommen ist. Wonach man als Letztes gesucht hat und welche Webseiten man aufsuchte. Welche Videos man angesehen hat und vieles mehr. Kauft man per Handy ein oder zahlt damit, gelangen auch diese Infos vermutlich an Google.
Aus diesen Daten lassen sich schon genug Rückschlüsse auf den jeweiligen Nutzer ziehen. Aber all das scheint Google nicht zu genügen. Auch den Zugriff auf die Protokolle der Telefonie und des SMS-Verkehrs lässt sich Google in den Datenschutzbedingungen gewähren.
Zahlreiche Telefonie & SMS-Daten
Das betrifft laut Google, die eigene Telefonnummer, Anrufernummern, Weiterleitungsnummern, Datum und Uhrzeit der Anrufe, Dauer des Anrufs, SMS-Routinginformationen und die Art der Anrufe. All das wird über die Google Play Services versandt. Zumindest behält sich Google das Recht dazu vor.
Golem hat das genauer untersucht und festgestellt, dass tatsächlich Daten übertragen werden. Was genau übertragen wird, konnte dabei nicht festgestellt werden, da die Daten verschlüsselt sind.
Google könnte mit diesen Daten eine eigene, private Vorratsdatenspeicherung aufbauen. Detaillierte Profile der Nutzer können damit ebenfalls erstellt werden. Wozu Google das Ganze tut und welchen Nutzen diese Daten für den Konzern haben könnten, ist mir unklar. Vielleicht will man sie meistbietend verkaufen, speziell an Staaten, die keine eigene Vorratsdatenspeicherung aufbauen können.
Zum Beispiel weil es dagegen genug Widerstand gibt. Die Nutzer von Android haben ja schließlich den Bedingungen zugestimmt und geben die Daten damit freiwillig heraus.
So sieht es zumindest Google. Wie stichhaltig das ist, wird sich noch zeigen. Denn die Telefonie-Daten unterliegen in Deutschland einem speziellen Datenschutzrecht.
Der ehemalige Bundes-Datenschutzbeauftragte Peter Schaar bezweifelt, dass eine rechtskräftige Einwilligung der Nutzer vorliegt und verlangt umgehende Aufklärung durch Google.
UPDATE
In einer Antwort an Heise weist Google die Vorwürfe entschieden zurück. „… verwenden wir Daten, um unsere Dienste zu verbessern und ihre Funktion und Sicherheit zu gewährleisten. So bietet beispielsweise die Google Telefon-App auf Nexus- und Android-One-Geräten einen Service, der unbekannte geschäftliche Telefonnummern für den Nutzer identifiziert. Um es ganz klar zu sagen: Wir speichern Informationen zu Telefonanrufen nur dann, wenn Google-Apps und -Dienste verwendet werden. Anrufdaten werden keineswegs automatisch von Google gesammelt, nur weil man Android nutzt.“
Bleibt zu hoffen, dass die Daten tatsächlich nur so genutzt werden. Vorstellbar ist es, aber auch einer genaueren Untersuchung wert.